Premiere - Menschen erzählen von ersten Malen

Das erste Mal Hospizbegleiterin

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Achim Multhaupt

Das erste Mal, als Felizitas Lappe eine Familie als Hospizbegleiterin besuchte, fühlte sie sich, als würde sie irgendwo hereinplatzen. „Ich glaube, es war das dritte Mal, da habe ich gemerkt, jetzt bin ich wirklich angekommen, jetzt spüre ich eine richtige Verbindung. Das war ein erleichterndes und schönes Gefühl“, berichtet die 21-Jährige. Ein halbes Jahr lang war sie alle zwei Wochen für Magda da. Magda kam als Frühchen auf die Welt und erlitt bei der Geburt einen Hirnschaden. Die 19-Jährige hat dadurch geistige und körperliche Behinderungen, ihre Lebenserwartung ist verkürzt.

Helfen tut gut

„Geholfen habe ich schon immer gerne“, sagt Felizitas. „Das macht mir Spaß und gleichzeitig tut‘s mir auch gut.“ Als sie im Ethik-Unterricht das erste Mal ein Hospiz besuchte, wusste sie: Das will ich machen. Also absolvierte sie mit 16 Jahren ihr Schulpraktikum im Hospiz. Fünf Jahre später besteht ihr Wunsch immer noch, Menschen in schwierigen, wenn nicht den schwierigsten Phasen des Lebens zu begleiten und für sie da zu sein. Sie meldete sich bei den Hamburger Maltesern und landete bei Magda. Denn auch Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbehinderung können eine Hospizbegleitung bekommen – und Felizitas und Magda sind fast im gleichen Alter, das passte gut.

Begleiterin für Tochter und Mutter

Felizitas hat Magda im Alltag begleitet: Die zwei jungen Frauen haben gequatscht, sich über Musik oder Instagram ausgetauscht, wie Freundinnen. Manchmal trafen auch Welten aufeinander. Eins der Lieblingslieder von Magda ist „Aramsamsam“. „Das höre ich eigentlich nicht mehr. Ich habe ihr dann eine Techno-Version davon gezeigt. Die fand sie richtig cool, und ich auch“, sagt sie und lacht. Hospizhelferin sein heißt, auch für Angehörige da zu sein. "Ich glaube, Magdas Mutter hat sich gefreut, zusätzlich jemanden zum reden zu haben."  Von Dezember bis Juni hat Felizitas Magda ehrenamtlich begleitet. 

Jetzt ist Madga in einer Tagesförderung und die Begleitung beendet: Ihr neuer Tagesablauf strengt an und sie braucht am Abend mehr Ruhe. Für Felizitas war es der Einstieg in ein Ehrenamt, das oft mit einem endgültigen Abschied endet.

Wie es weiter geht

Für Magda und sich hat sie Armbänder mit den gleichen Perlen gemacht. Sie trägt ihres jeden Tag. „Ich kann mir durchaus vorstellen, die beiden in ein paar Monaten nochmal anzuschreiben und zu fragen, wie es ihnen geht, und dass man sich mal trifft.“

Als Hospizbegleiterin will Felizitas weitermachen. Jetzt beginnt sie aber erstmal die Ausbildung zur Ergotherapeutin und überlegt, auch noch ein zweites Ehrenamt bei den Maltesern zu starten: im Bereich Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt. Das war Teil der Fortbildung zur Hospizbegleiterin. „Ich habe mich vorher nie wirklich mit dem Thema beschäftigt, weil es mich nie betroffen hat. Da habe ich aber gemerkt, wie wichtig das ist. Da würde ich gerne auch mithelfen.“


Der Malteser Hospizdienst

Ehrenamtliche der Malteser kümmern sich um schwer Erkrankte und deren Angehörige. Sie entlasten die ganze Familie und begleiten also nicht nur im Sterben, sondern vor allem im Leben.

2023 haben die Malteser bundesweit:

  • an 96 Standorten Hospizbegleitung angeboten
  • 17.694 Menschen hospizdienstlich begleitet
  • mit 4.567 Ehrenamtlichen Hospizbegleitungen ermöglicht