Ukraine-Hilfe

Ankunftszentrum TXL: längere Aufenthaltszeiten, neue Projekte

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Malteser Berlin
„HairBerlin“: Für Xenia aus der Ukraine ist es ihr erster Friseurbesuch seit dem Kriegsausbruch.

„Bei einigen Kunden, die hier saßen, sind Tränen geflossen“, erzählt Claudia K. Seit Beginn des Jahres schneidet die Malteser Helferin Kindern und Erwachsenen aus der Ukraine die Haare in ihrem Friseursalon „HairBerlin“, einem Container auf dem Rollfeld des ehemaligen Flughafens Tegel. Im Ankunftszentrum TXL kümmert sich die 50-Jährige im Malteser Team um ankommende Menschen aus der Ukraine. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen beziehen Betten, beantworten Fragen und weisen den Geflüchteten die Wege auf dem riesigen Gelände. Vor ihrer Zeit bei den Maltesern war Claudia K. im Salon eines Berliner Promi-Friseurs beschäftigt – und erkannte den Bedarf. Mit Geld- und Sachspenden entstand der kleine Salon, in dem die Haarschnitte kostenlos sind. Hier geht es um viel mehr als um eine neue Frisur: Das Wohlbefinden der Geflüchteten steht im Fokus. Viele haben nach Wochen im Krieg und auf der Flucht im Salon endlich wieder einen Moment ganz für sich – und dann können sich lange angestaute Emotionen Bahn brechen.

Die Ankunftsstrukturen haben sich geändert

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine kümmern sich die Malteser gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen auf dem Areal des ehemaligen Flughafens in Berlin-Tegel um Geflüchtete aus der Ukraine. Kernaufgabe der Malteser ist es, die Kinder, Frauen und Männer nach ihrer Flucht zu betreuen und über die wichtigsten Belange im Ankunftszentrum zu informieren. In den vergangenen Monaten haben sich die Ankunftsstrukturen in Tegel verändert: War das Zentrum in den ersten Wochen des Ukraine-Krieges zunächst darauf ausgerichtet, dass die Geflüchteten maximal drei Tage blieben, müssen sie nun oftmals Wochen und Monate hier verbringen. „Viele Gäste sind wegen der fehlenden Privatsphäre und der ungewissen Zukunft zunehmend psychisch belastet“, sagt Maria Fehlauer vom Leitungsteam der Malteser in Tegel. Sie und ihr Team wollen die Menschen „mit ihrem Schicksal nicht allein lassen“ und neben der notwendigen Betreuung zusätzlich mental unterstützen. Aus diesem Grund haben die Malteser Ideen zur Freizeitgestaltung und fürs Wohlbefinden entwickelt.

Singen heilt die Seele

Zu den entstandenen Projekten gehört nicht nur der Friseursalon. Auch ein Chorprojekt haben die Malteser im Dezember 2021 initiiert. Die Idee dazu hatten Felicitas Jalsovec und Anastasiia Lotysh von den Malteser Werken. Zwei Mal pro Woche proben die Kinder und Erwachsenen in einem Container in Tegel. „Singen hebt die Stimmung und steigert nachweislich das allgemeine Wohlbefinden“, sagt Felicitas Jalsovec, die Projekte zur mentalen Gesundheit von Geflüchteten und Helfenden koordiniert. „Kurz gesagt: Singen heilt die Seele.“ Am Dreikönigstag hatte der Chor seinen ersten großen Auftritt: Gemeinsam mit den Sternsingern einer Berliner Kirchengemeinde sangen die Ukrainerinnen und Ukrainer Lieder im Beisein des ukrainischen Botschafters. Ein weiteres großes Ereignis gab es am 18. April: Die ukrainische Sängerin Svetlana Loboda besuchte die Menschen im Ankunftszentrum Tegel. Gemeinsam mit dem Chor sang der Popstar – auch in Deutschland bekannt als Teilnehmerin des „Eurovision Song Contest“ – ukrainische Lieder. „Ein großer Glücksmoment“ sei diese Begegnung mit ihrem Idol für viele Geflüchtete in Tegel gewesen, erzählt Anastasiia Lotysh.

Weitere Aktivitäten in Planung

Seit Februar gibt es zudem Sport- und Bewegungsangebote für die Geflüchteten in Tegel. Mit dem „Beweg Dich schlau!“-Programm der Felix-Neureuther-Stiftung wollen die Malteser geflüchteten Kindern Freude an Bewegung vermitteln. Die Kurse sind gefragt. „Das Interesse an unseren Freizeitangeboten ist insgesamt groß und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Weitere Aktivitäten sind in jedem Fall geplant“, sagt Maria Fehlauer.