Flüchtlinge in der Türkei: Bildung für eine bessere Zukunft
2,3 Millionen Kinder und Jugendliche sind seit Beginn des Bürgerkrieges aus Syrien geflohen. Einige in Flüchtlingslager in angrenzende Länder wie die Türkei oder den Irak, einige sind bis nach Deutschland gekommen. Was diese Kinder vor und während ihrer Flucht erlebt haben, könnte schrecklicher nicht sein: Bombenangriffen, Hinrichtungen, Gewalt. Erlebnisse, die sich fest in ihre Köpfe und Seelen gebrannt haben.
Obwohl sie jetzt in Sicherheit sind, ist ihre Zukunft ungewiss. Durch die Flucht haben die meisten Kinder einen Bildungsrückstand und werden von den örtlichen Regelschulen nicht ohne Weiteres angenommen. Aber ohne Schulbildung wird es einmal schwierig für sie werden, einen Beruf zu erlernen. So könnte sich der schreckliche Krieg, der bisher ihre Vergangenheit bestimmt hat, auch noch auf ihre Zukunft auswirken.
Kinder ohne Zukunft?
So geht es auch der 9-jährigen Yasmine. Bei einem schrecklichen Bombenangriff auf ihre Heimatstadt Homs verlor das kleine Mädchen ihren Vater und wurde selbst schwer im Gesicht verletzt. Sie floh mit ihrer restlichen Familie aus Syrien und konnte sich in ein Flüchtlingslager in der Türkei retten. Dort konnte ihr geholfen werden, sie wurde mehrfach operiert. Auf dem linken Auge kann sie trotzdem heute fast nicht sehen. Aber das ist nichts, was das kleine Mädchen einschüchtert. Sie ist einfach nur froh, dass sie und ihre restliche Familie in Sicherheit ist. Doch ihre Zukunft in der Türkei stand lange auf wackeligen Beinen. Durch die Flucht verlor das syrische Mädchen Zeit in der Schule. Außerdem spricht sie kein Türkisch, was allerdings die Voraussetzung für den Besuch einer türkischen Regelschule ist. Damit Kinder wie Yasmine so schnell wie möglich wieder einen geregelten Alltag bekommen und in normale Schulen gehen können, unterstützen wir Bildungseinrichtungen für syrische Flüchtlingskinder in der Türkei. Denn durch Bildung bekommt ihre Zukunft trotz Flucht ein sicheres Fundament.
Bildung für syrische Flüchtlinge
Seit dem letzten Sommer arbeiten wir zusammen mit der syrischen Hilfsorganisation The Orient Face in zwei Bildungszentren in der Türkei, eines im Süden des Landes und eins in einem Stadtteil Istanbuls. Dort wohnen viele syrische Flüchtlingsfamilien in teils prekären Verhältnissen. Rund 700 Kinder und Jugendliche können in den Bildungszentren zur Schule gehen oder eine Berufsausbildung absolvieren und aufholen, was sie während der Zeit ihrer Flucht verpasst haben. Ziel ist es, dass sie so schnell wie mögliche türkische Regelschulen besuchen können, fit für die Universitäten des Landes werden oder im Beruf starten können. So können sie sich schnell und mühelos in die dortige Gesellschaft integrieren. Deswegen liegt ein großer Fokus auf dem Erlernen der türkischen Sprache. So wollen wir den Kindern eine Zukunft schenken, damit sie ihre Vergangenheit verarbeiten können.
Und Yasmine ist auf dem besten Weg, ihren Frieden mit ihren schrecklichen Erlebnissen in Syrien zu machen. Sie konnte dank psychologischer Betreuung ihr Schicksal verarbeiten und blickt heute positiv in die Zukunft. „Nichts kann mich aufhalten, ich werde erreichen, was ich mir in den Kopf gesetzt habe“, sagt das kleine Mädchen stoisch, aber glücklich.