Altersdepression: Wie sie entsteht und was dagegen hilft

Die Altersdepression gehört neben Demenzerkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter. Wie sie entsteht, wie Sie sie frühzeitig erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, haben wir für Sie übersichtlich zusammengefasst.

Was genau ist eine Altersdepression?

Allgemein spricht man bei depressiven Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 65 Jahren von Altersdepression oder medizinisch genauer von einer Depression im Alter. Unter einer Depression wird allgemein eine psychische affektive Störung verstanden. Das bedeutet, dass die Gefühlswelt beziehungsweise Stimmung der Betroffenen negativ verändert ist. Die häufigsten Symptome hierbei sind Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Allerdings werden die depressiven Symptome bei älteren Menschen häufig von körperlichen – teilweise auch psychosomatischen – Beschwerden überlagert und deshalb oft nicht als solche erkannt. Erschwerend beim Erkennen einer Erkrankung kommt hinzu, dass die veränderten Lebensumstände im Alter von Betroffenen und Angehörigen häufig als „normale“ Auslöser für tatsächlich depressive Symptome angesehen werden.

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Wer ist durch Depression im Alter besonders gefährdet?

Grundsätzlich sind depressive Erkrankungen bei älteren Menschen nicht stärker verbreitet als in jüngeren Altersgruppen. Tatsächlich erkranken Menschen im fortgeschrittenen Alter statistisch sogar weniger häufig an Depressionen. Allerdings gibt es auch leichtere Depressionen, bei denen Erkrankte nicht von allen Symptomen betroffen sind. Diese sogenannten subklinischen Depressionen treten bei älteren Menschen zwei- bis dreimal so häufig auf – und auch diese Erkrankung stellt eine deutliche gesundheitliche Beeinträchtigung und einen Verlust von Lebensqualität dar. Ausgelöst werden kann eine Altersdepression durch eine Vielzahl von Faktoren: Ursache kann eine genetische Veranlagung sein, aber auch psychosoziale Faktoren wie etwa Traumatisierungen oder frühere Missbrauchserlebnissekönnen eine Rolle spielen. Eine Reihe weiterer Faktoren können sich ebenfalls negativ auf ein mögliches Erkrankungsrisiko auswirken:

 

  • Das Ausscheiden aus dem Berufsleben und der Wegfall des Kollegenumfeldes
  • Finanzielle Einbußen durch den Renteneintritt
  • Der Tod des Lebenspartners oder der -partnerin, enger Familienangehöriger oder Freunde
  • Räumliche Trennung von Kindern und Enkelkindern
  • Verminderung der sozialen Kontakte durch körperliche Einschränkungen
  • Umzug in eine Senioren- oder Pflegeeinrichtung

 

Natürlich muss keines dieser Ereignisse zwangsläufig zu einer Depression führen und nicht jedes Stimmungstief ist gleich eine depressive Erkrankung, aber sowohl Betroffene als auch Angehörige sollten in diesen Fällen die Symptome einer möglichen Depression im Auge behalten.

Was sind die Symptome einer Altersdepression?

Anders als bei depressiven Erkrankungen im jüngeren Alter stehen bei der Alterspression oftmals die körperlichen Beschwerden der Betroffenen im Vordergrund. Dazu gehören meist:

 

  • Appetitlosigkeit und starker Gewichtsverlust
  • Stuhlverstopfung
  • Probleme beim Ein- und Durchschlafen
  • Starke Kopf- und Rückenschmerzen
  • Beklemmungen und Herzbeschwerden
  • Tinnitus
  • Flache Atmung
  • Druck im Kopf

 

Daneben gibt es die psychischen Symptome, die auf eine depressive Erkrankung hindeuten. Diese umfassen unter anderem:

 

  • Lustlosigkeit
  • Antriebsstörungen
  • Vermindertes Gefühl von Freude
  • Wenig Interesse an anderen Menschen
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld
  • Plötzliches Weinen
  • Selbstzweifel und Schuldgefühle
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
  • Suizidgedanken (äußern Sie selbst oder Betroffene diese Gedanken, suchen Sie umgehend professionelle Hilfe auf)

 

Bei sehr schweren Fällen von Altersdepression können die Betroffen zudem sogar Halluzinationen und Wahnvorstellungen entwickeln. Einen ersten Ansatzpunkt, um das eigene Erkrankungsrisiko anhand von Symptomen einzuschätzen, können Onlinetests wie der Test der Deutschen Depressionshilfe bieten. Wichtig: Diese ersetzen selbstverständlich nicht den Besuch bei einem Arzt, einer Ärztin oder bei einem Therapeuten beziehungsweise einer Therapeutin. Denn nur diese können eine gesicherte Diagnose stellen.

Wo finde ich Hilfe?

Für Betroffene und deren Angehörige gibt es eine Vielzahl von Anlaufstellen, die Fragen beantworten, hilfreiche Tipps geben können und weitere Beratungsangebote zur Verfügung stellen. Zu den wichtigsten überregionalen Angeboten gehören:
 

 

Ein telefonisches Hilfsangebot gibt es zudem bundesweit durch die Telefonseelsorge unter (0800) 111 0 111 oder (0800) 111 0 222 und durch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe unter (0800) 33 44 533.

Wie wird eine Depression im Alter behandelt?

Depressionen im Alter sind in vielen Fällen heilbar. Ignorieren sollten Sie eine Altersdepression auch deshalb auf keinen Fall. Die Erkrankung bedarf genau wie jede andere depressive Erkrankung einer Behandlung – besonders vor dem Hintergrund, dass die Suizidgefahr bei älteren Betroffenen deutlich höher ist. Leider gehen aber nicht nur Angehörige, sondern auch viele Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten davon aus, dass es für ältere Menschen normal sei, sich zurückzuziehen, schlechter zu schlafen oder allgemein weniger Freude zu empfinden.

Dabei zeigen Studien, dass ältere Menschen sehr wohl in der Lage sind, auch trotz körperlicher Einschränkungen in hohem Maße Zufriedenheit zu empfinden. Auch deshalb ist das grundsätzliche Ziel einer Therapie der Wiedergewinn von Lebensqualität. Die eigentliche Behandlung erfolgt dabei meist aus einer Kombination aus medikamentöser Therapie, Psychotherapie und soziotherapeutischen Maßnahmen, die Betroffenen helfen, das eigene Lebensumfeld zu ordnen und in den Alltag zurückzufinden. Abhängig von der Schwere der depressiven Erkrankung kann dabei auch die Aufnahme in eine stationäre Therapieeinrichtung nötig sein.

Wie können Sie einer Altersdepression vorbeugen?

Es gibt leider keine speziellen Präventionsmaßnahmen gegen Depressionen im Alter. Dennoch gibt es Wege, das eigene Risiko einer Erkrankung zu reduzieren. Zum Beispiel sollten Sie auch im fortgeschrittenen Alter Ihre psychomotorischen Fähigkeiten – dazu gehören etwa die Mimik, das Gehen oder auch Sprechen – trainieren. Auch ein regelmäßiges Gedächtnistraining kann hilfreich sein. Sinnvoll ist zudem eine klare Strukturierung des Alltags: Feste Schlafzeiten, das Einplanen von Aktivitäten und regelmäßige Besuche beziehungsweise Telefonate mit wichtigen Bezugspersonen sind einige Beispiele hierfür. Sie können auch das Angebot des Telefonbesuchs der Malteser in Anspruch nehmen, wo regelmäßig ältere Menschen mit Ehrenamtlichen zusammengebracht werden und Besuch am Telefon bekommen. Auch der tägliche Aufenthalt an der frischen Luft ist ein wichtiger Faktor und das können Sie wiederum mit Sport verbinden. Wie wäre es zum Beispiel mit Nordic Walking oder einer Runde auf dem Fahrrad? Sind die körperlich fit, bleiben Sie auch geistig gesund. Zudem sollten Sie regelmäßig Ihr Seh- und Hörvermögen untersuchen lassen. Mit der richtigen Brille und eventuell dem für Ihre Bedarfe passenden Hörgerät fördern Sie Ihre Mobilität und Kommunikationsfähigkeiten – und tragen damit zu einem deutlichen Plus an Lebensqualität bei. Ziel dabei sollte es immer sein, aktiv am Leben teilhaben zu können und auf diese Weise Ihr Selbstwertgefühl und Ihre Lebensfreude zu stärken und zu erhalten. Mehr zur Lebenssituation älterer Menschen und den damit verbundenen Herausforderungen finden Sie übrigens auch im Rahmen der Ergebnisse unserer Forsa-Umfrage Leben und Einsamkeit im Alter.


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